Rigas Märkte
Wir sind zurück aus Riga – und hier nun der versprochene Reisebericht. Zu allererst: Was für eine schöne Stadt! Wir hatten während unseres dreitägigen Kurzurlaubs wunderschönes Wetter (man versicherte uns, wir hätten drei von insgesamt acht Sommertagen erwischt), haben nette Leute getroffen und viel unternommen. Mit unserem Mietwagen – den wir uns für die ersten zwei Tage gegönnt haben – fuhren wir nach Jurmala, einem legendären Badeort mit prächtigen Holzvillen. Dann ging es weiter entlang der Küste in Richtung Norden. Viel Wald, überall wilde Blaubeeren, unglaublich lange, einsame Sandstrände und an den Landstraßen kleine Marktstände mit den tollsten Köstlichkeiten; Räucherfisch und frisch gepflückte Beeren zu ziemlichen Spottpreisen.
Im Gegensatz dazu ist Riga selber nicht ganz billig – zumindest die meisten Restaurants. Vieles ist ausgelegt für reiche russische Touristen … Aber man findet es, das „richtige“ Riga – vor allem auf dem Zentralmarkt, der sich in der Moskauer Vorstadt, nur einen Steinwurf von der Altstadt entfernt, befindet. Fünf riesige Markthallen thronen dort, in den Dreißigerjahren aus alten Zeppelinhallen entstanden. Damals, vor 80 Jahren, der größte und modernste Markt Europas in der reichen Hansestadt, heute immerhin noch der größte Markt Lettlands und sogar des gesamten Baltikums.
Die Hallen sind in der Tat ziemlich gigantisch und es herrscht ein wuseliges Treiben. Auf die Besucher wartet geräucherter und frischer Fisch (so viele Variationen von Lachs findet man wohl kaum irgendwo anders), echter Kaviar und anderer Fischrogen, die berühmten Rigaer Sprotten … Fleisch, Milchprodukte und natürlich eingemachtes: Gurken, Tomaten, Knoblauch (die Letten mögen Knoblauch!), Kraut und noch mehr Gurken! Leckere Backwaren überall – Rosinenstriezel, Lachs-Spinatstrudel …
Normalerweise bekommt man auf dem Zentralmarkt auch Birkensaft, für den Lettland berühmt ist. Wir waren leider zur falschen Jahreszeit dort (um Birkensaft zu gewinnen, braucht man kühle Nächte). Nächstes Mal also …
Außerhalb der Markthallen gibt es eine weiträumige Fläche voller Marktstände – ein buntes Labyrinth aus Obst und Gemüse, Blumen und Klamotten. Wir waren zur besten Beerenzeit dort: Überall echte Heidelbeeren, Himbeeren (für vier Euro das Kilo (!)), Brombeeren und alle möglichen anderen Beeren. Auch frische Preiselbeeren zum Einkochen gab es überall.
Und wer es nicht zu den regulären Öffnungszeiten der Hallen schafft, kann sogar noch mitten in der Nacht shoppen gehen – dann gibt es nämlich im Umkreis der Hallen den Nachtmarkt.
Der beginnt gegen 20 Uhr und geht meistens bis in die frühen Morgenstunden. Auch dort gibt es überall frische, regionale Produkte – verkauft von Marktständen oder direkt aus den Kofferräumen der Erzeuger unter dem schummrigen Licht von Baustellenstrahlern und dunklen Funzeln. Und wer Glück hat und nicht gleich eine ganze Kiste Äpfel kaufen möchte, bekommt sogar noch welche geschenkt … Lange nicht mehr so leckere Äpfel gegessen! Die Herzlichkeit der Einheimischen gibt es außerdem gratis dazu.
Ein wenig „rüsten“ sollte man sich vor einem Besuch dennoch, denn der Markt ist in der Tat das „echte“ Lettland und nicht das pittoreske und reiche Riga. Viele Letten leiden sehr unter der Wirtschaftskrise und vor allem auch unter den Wirtschaftssanktionen zwischen Russland und der EU. In der Folge müssen viele ihre Rente aufbessern, zum Beispiel indem sie in ihren Gärten Obst und Gemüse anpflanzen oder Beeren und Pilze im Wald sammeln und sie dann auf dem Markt verkaufen. Man begegnet dort also durchaus der Armut, die teilweise in Lettland herrscht.
Dennoch, ich kann nur zu einem Besuch auf dem Zentralmarkt raten, denn hier erlebt man das echte Lettland, mit tollen Spezialitäten, leckerem Essen und wirklich freundlichen und herzlichen Menschen!
Und hier die Adresse:
Nēģu iela 7; Riga
Website: Rigas Zentralmarkt
Öffnungszeiten täglich von 7 bis 17 oder 18 Uhr
Der Nachtmarkt findet täglich ab etwa 20/21 Uhr statt.
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